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Low Code in der Bankenwelt – ein Zombie? Oder: Wann kommt die Bankenbranche in der Gegenwart an?

Aktu­ell taucht in den Medi­en das Schlag­wort „Low Code“ auf. Und bei allen „durchs Dorf getrie­be­nen“ Schlag­wor­ten soll­te der Leser immer skep­tisch sein. Des­halb war die ers­te Reak­ti­on des Autors auch hier: „Wer möch­te sich denn hier wie­der sub­stanz­los profilieren?“

Aber nach etwas Nach­den­ken und Recher­che sieht das The­ma doch nicht so sub­stanz­los aus und ist es mei­ner Mei­nung nach wert, genau­er betrach­tet zu werden.

Was bedeutet ist eigentlich der „Low-Code-Ansatz“?

Im End­ef­fekt soll die­ser Ansatz Fach­leu­te dabei unter­stüt­zen, ihre Anfor­de­run­gen an IT-Sys­te­me schnel­ler umzu­set­zen. Ent­spre­chen­de Tools gibt es schon seit den 90er Jah­ren. Die­se Werk­zeu­ge bie­ten in der Regel über eine gra­fi­sche Ober­flä­che die Mög­lich­keit, die Anwen­dungs­lo­gik ein­fach zusam­men­zu­stel­len. Eine gute und kur­ze Über­sicht über die Geschich­te die­ses Ansat­zes ist wie zu erwar­ten auf Wiki­pe­dia zu fin­den unter:https://​de​.wiki​pe​dia​.org/​w​i​k​i​/​L​o​w​-​C​o​d​e​-​P​l​a​t​t​f​orm.

Wie ist der aktuelle Stand in der Bankenwelt?

Sicher ist es nicht ver­kehrt, erst ein­mal Ana­lo­gien zwi­schen der Finanz­in­dus­trie und dem klas­si­schen Pro­duk­ti­ons­sek­tor zu ziehen.

In der klas­si­schen Indus­trie ist es selbst­ver­ständ­lich, dass Pro­duk­ti­ons­pla­nung und Pro­dukt­ent­wick­lung von Mit­ar­bei­tern betrie­ben wer­den, die zumin­dest die wesent­li­chen Pro­zes­se der Pro­duk­ti­on ken­nen und beherr­schen, d. h. im bes­ten Fal­le auch wäh­rend ihrer Aus­bil­dung an CNC-Maschi­nen gear­bei­tet bzw. die­se pro­gram­miert haben.

Hal­ten wir wei­ter­hin fest: Das eigent­li­che Pro­duk­ti­ons­mit­tel einer moder­nen Bank ist die IT! Kaum eine Bran­che, ein­mal abge­se­hen von IT-Unter­neh­men, ist so sehr von der IT abhän­gig. Geschäf­te und Pro­duk­te wer­den von Maschi­nen produziert.

Schaut man sich aller­dings die Skills der dort beschäf­tig­ten Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter an, stellt man fest, dass hier eine sehr schar­fe Tren­nung zwi­schen den Betei­lig­ten verläuft:

  1. Die Pro­dukt­ent­wick­lung liegt in der Regel in der Hand von bank­fach­lich und ver­trieb­lich hoch­ka­rä­tig auf­ge­stell­ten Ein­hei­ten, deren IT-Back­ground aller­dings sehr gering aus­ge­prägt ist.
  2. Die Umset­zung der Anfor­de­run­gen obliegt in der Regel IT-Fach­leu­ten, die erfah­rungs­ge­mäß nur wenig bank­fach­li­ches und ver­trieb­li­ches Know-how haben. Aus­nah­men bestä­ti­gen die Regel.

Hier kann also der in der Indus­trie völ­lig selbst­ver­ständ­li­che Pro­zess der Pro­dukt­ent­wick­lung nicht genau­so funktionieren!

Was kann ein Lösungsansatz sein?

Die Mög­lich­keit, Bank­pro­duk­te schnell direkt durch Fach­leu­te kre­ieren und tes­ten zu kön­nen, könn­te die Inno­va­ti­ons­fä­hig­keit der Insti­tu­te deut­lich voranbringen.

Selbst­ver­ständ­lich ist der Low-Code-Ansatz kein All­heil­mit­tel! Denn IT-Fach­leu­te sind wei­ter­hin not­wen­dig, um die ent­spre­chen­de Infra­struk­tur bereit­zu­stel­len und pro­fes­sio­nel­le Arbeits­wei­sen aus der IT-Welt in die Fach­welt zu trans­por­tie­ren! Dazu gehö­ren Din­ge wie pro­fes­sio­nel­le Test­vor­ge­hen, Doku­men­ta­ti­on und die Sicher­stel­lung der Wart­bar­keit des so pro­du­zier­ten Codes.

Weitere Ansätze: DSL!

Neben dem „klas­si­schen“ Low-Code-Ansatz gibt es inzwi­schen wei­te­re inter­es­san­te und in der Pra­xis ange­kom­me­ne Lösungs­an­sät­ze, z. B. der Ein­satz von „Domain Spe­ci­fic Lan­guages“ (DSL). Hier wer­den pro­blem­spe­zi­fi­sche Pro­gram­mier­spra­chen erstellt und den Fach­leu­ten bereit­ge­stellt, die sich durch ein­fa­che, oft natür­lich-sprach­li­che Kon­struk­te aus­zeich­nen. Der Umfang der Spra­chen ist dabei begrenzt, um Kom­ple­xi­tät zu ver­mei­den. Der Ein­satz von Schlei­fen und ande­ren aus der Pro­gram­mie­rung bekann­ten Kon­struk­ten ist dabei mög­lich und bie­tet damit weit mehr Ein­fluss als die oft bereits ange­bo­te­nen klas­si­schen Kon­fi­gu­ra­ti­ons­mög­lich­kei­ten. Natür­lich erfor­dern die­se Frei­hei­ten auch ent­spre­chen­de Schu­lun­gen und opti­ma­ler­wei­se auto­ma­ti­sier­te Tests der erzeug­ten Konstrukte.

Ein Sys­tem stellt dabei ein­fach gesagt eine Ablauf­um­ge­bung bereit, wel­che der Fachfrau/dem Fach­mann u. a. in der Ent­wick­lung fach­li­che Varia­blen und Event-Trig­ger zu einem Pro­dukt bietet:

  • Die Umge­bung sorgt z. B. dafür, dass eine ein­ge­hen­de Buchung ein Event aus­löst, auf wel­ches über eine in der DSL geschrie­be­ne Funk­ti­on mit vor­ge­fer­tig­ten Bau­stei­nen reagie­ren kann.
  • Wei­ter­hin inji­ziert die Umge­bung die not­wen­di­gen fach­li­chen Para­me­ter bzw. Varia­blen wie ver­ein­bar­te Zins­sät­ze, auf die die „Pro­gram­mie­re­rin“ zugrei­fen kann.
  • Die Umge­bung über­nimmt zudem gro­ße Tei­le des Feh­ler­hand­lings, wel­ches wie­der­um pro­fes­sio­nell durch IT-Fach­leu­te imple­men­tiert und über­wacht wer­den muss.

Als Ver­tre­ter die­ser Lösun­gen sei­en hier mbeddr (http://​mbeddr​.com) oder Jet­Brains MPS (https://​www​.jet​brains​.com/​m​ps/) genannt. Wei­ter­hin bie­tet Groo­vy als auf Java basie­ren­de Script­spra­che inter­es­san­te Mög­lich­kei­ten, eige­ne DSLs zu ent­wi­ckeln und damit einen ein­fa­chen Ein­stieg in das Thema.

Fazit

Wol­len Ban­ken und Spar­kas­sen dau­er­haft ihre Posi­ti­on ver­tei­di­gen, müs­sen sie sich nach Mei­nung des Autors an den Vor­ge­hens­wei­sen der Indus­trie ori­en­tie­ren, IT-Know-how bei den Fach­leu­ten auf­bau­en und Instru­men­te wie DSLs und ande­re Low-Code-Tools ein­set­zen. Die­ser Wan­del wird selbst­ver­ständ­lich nicht ein­fach zu voll­zie­hen sein, da sowohl die IT-Spe­zia­lis­ten als auch die Pro­dukt­fach­leu­te ihre Gren­zen über­schrei­ten und auf­ein­an­der zuge­hen müs­sen. Jedoch kön­nen bei­de Sei­ten mit Sicher­heit von­ein­an­der pro­fi­tie­ren und am Ende inno­va­ti­ve und sta­bi­le Pro­duk­te entwickeln.

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