Shoring in Banken – Strategien und Herausforderungen
Der anhaltende Margendruck, steigende regulatorische Anforderungen und der zunehmende Innovationsdruck durch FinTechs und BigTechs zwingen Banken weiterhin dazu, ihre Geschäftsmodelle effizienter und flexibler zu gestalten. Ein wirksamer Hebel zur Optimierung der Kostenstruktur ist dabei das sogenannte Shoring – die Verlagerung von Geschäftsprozessen oder IT-Funktionen an kostengünstigere Standorte. Ob Offshoring, Nearshoring oder Onshoring: Die strategische Entscheidung über das „Wohin und Warum“ hat weitreichende Auswirkungen auf Betriebsmodelle, Mitarbeiter, IT-Systeme und Kundenzufriedenheit.
Insbesondere im Bankensektor ist Shoring mit hohen Anforderungen an Governance, Qualität und Compliance verbunden. Beratungsunternehmen spielen eine zentrale Rolle dabei, Banken bei der Konzeption, Umsetzung und Optimierung von Shoring-Strategien zu unterstützen.
Ausprägungen des Shoring
Beim Shoring, also der geografische Verlagerung von Dienstleistungen oder Prozessen, lassen sich primär drei Hauptformen unterscheiden:
- Offshoring: Auslagerung an weit entfernte Länder mit sehr niedrigen Kosten
- Nearshoring: Verlagerung in nahegelegene Länder mit günstigeren Kostenstrukturen
- Onshoring: Bündelung oder Verlagerung innerhalb des Heimatmarktes, meist zur Effizienzsteigerung und Risikominimierung
Es gibt beim Shoring allgemein typische Anwendungsbereiche speziell in Banken, die sich u. a. auf IT-Services und Softwareentwicklung, operationelle Prozesse (z. B. Zahlungsverkehr, Backoffice), das Datenmanagement, Reporting oder den Kundenservice (Call-Center, E-Mail-Support) beziehen.

Die Gründe für Shoring in Banken sind vielfältig und unterscheiden sich oftmals nach der strategischen Ausrichtung eines Instituts.
Kostenoptimierung: Der Haupttreiber bleibt weiterhin die Reduktion von Betriebskosten. Personal in Offshore-Standorten ist oft um ein Vielfaches günstiger. Besonders in IT-intensiven Bereichen kann das signifikante Einsparungen bringen.
Fachkräftemangel: Viele Banken leiden unter dem Mangel an qualifizierten IT-Fachkräften im Heimatmarkt. Near- oder Offshoring ermöglicht den Zugang zu größeren Talentpools.
Flexibilisierung der Ressourcen: Shoring erlaubt den Aufbau flexibler Kapazitäten, z. B. in Form von sogenannten „Follow-the-sun“-Modellen (Rund-um-die-Uhr-Betrieb).
Fokussierung auf Kernkompetenzen: Durch Shoring können interne Ressourcen auf strategische Aufgaben fokussiert werden, während standardisierte Prozesse ausgelagert werden.
Herausforderungen und Risiken
Bezüglich der seit langem aktuellen Themen Regulatorik und Datenschutz ergeben sich auch im Kontext Shoring weiterhin steigende Anforderungen. Banken unterliegen strengen Datenschutz- und Outsourcing-Vorgaben (z. B. EBA-Leitlinien, BAIT, MaRisk in Deutschland). Insbesondere die Verarbeitung personenbezogener Daten außerhalb der EU erfordert besondere Vorsicht und enge Abstimmung mit der Aufsicht.
Die Herausforderung der Qualitätskontrolle wird oftmals unterschätzt. Die Qualität der Prozesse muss auch im Shoring-Modell sichergestellt sein. Mängel in der Ausführung können direkt auf die Reputation der Bank zurückfallen.
Steuerung und Governance: Der Betrieb internationaler Teams erfordert robuste Steuerungs- und Kontrollmechanismen. Viele Banken unterschätzen den Aufwand für Transition, Schulung und laufendes Management.
In puncto Mitarbeiterakzeptanz tritt oftmals der Sachverhalt auf, dass Shoring intern auf Widerstände stößt, die nur mit einem professionellen und nachhaltigen Change Management aufgelöst werden können, um Ängste zu adressieren und Know-how-Verlust zu vermeiden.
Beim Thema geopolitische Risiken ist zu beachten, dass Standorte in politisch oder wirtschaftlich instabilen Regionen ein hohes operationales Risiko darstellen können (z. B. Krieg, Sanktionen, Währungsschwankungen), was im Endeffekt hohe Kostenauswirkungen bzw. Stranded Costs mit sich bringen kann.
Diverse Unterstützungsansätze für erfolgreiches Shoring
Eine mögliche externe Begleitung von Vorhaben entlang des gesamten Shoring-Lebenszyklus – von der Strategieentwicklung bis zur operativen Umsetzung – kann ein erfolgreiches Shoring begünstigen. Wichtige Beratungsansätze sind dabei u. a.:
Standort- und Modellanalyse
- Bewertung von Shoring-Optionen (Onshore vs. Nearshore vs. Offshore)
- Analyse von Lohnniveaus, Verfügbarkeit von Fachkräften, rechtlichen Rahmenbedingungen
- Berücksichtigung geopolitischer und kultureller Faktoren
Business Case und Kosten-Nutzen-Analyse
- Erstellung von Business Cases inkl. TCO-Betrachtung
- Break-even-Analysen und Sensitivitäten
- Investitionsbedarf (z. für IT-Anpassungen, Governance-Setups)
Operating Model Design
- Definition des Zielbetriebsmodells (Target Operating Model)
- Rollenzuordnung: Welche Prozesse verbleiben intern, welche werden geshored?
- Aufbau von Governance-Strukturen, SLAs und KPIs
Regulatorik & Compliance
- Unterstützung bei der Einhaltung regulatorischer Anforderungen (z. Outsourcing-Meldungen, Datenschutzfolgeabschätzung)
- Dokumentation und Auditvorbereitung
- Zusammenarbeit mit interner Revision und Datenschutzbeauftragten
Fazit
Mit zunehmender Digitalisierung und KI-Nutzung in Banken wird sich auch Shoring noch weiterentwickeln, z. B. in Form des sogenannten „Smart Shoring“ (Kombination aus Automatisierung (RPA, KI) und klassischem Shoring, z. B. für hochstandardisierte Prozesse) oder dem „Virtual Nearshoring“ (Remote-Arbeit von Fachkräften im In- oder Ausland, ohne physischen Standortwechsel).
Shoring bleibt ein zentraler Hebel zur Kostenoptimierung und Effizienzsteigerung in Banken. Erfolgreiche Shoring-Initiativen erfordern jedoch mehr als nur Standortverlagerung – sie bedürfen einer durchdachten Strategie, fundierter Business Cases und konsequenter Umsetzung. Unternehmensberatungen unterstützen dabei mit umfassendem Know-how, regulatorischer Erfahrung und erprobten Transformationsmethoden. In einer zunehmend globalisierten und digitalen Bankenwelt wird professionelles Shoring zur Kernkompetenz im Operating Model der Zukunft.
Wir begleiten Sie gerne auf diesem Weg.
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